Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein ''Fall'', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige FƤlle stƶĆt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine groĆartige Ćrztin, die ihn mit feinem, hƤufig detektivischem Spürsinn unterstützt.Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.Dr. Daniel Norden freute sich auf einen gemütlichen Abend mit seiner Frau Fee. Sein kleiner Sohn Danny, der seine Eltern ein paar NƤchte in Atem gehalten hatte, weil er anscheinend den ersten Zahn bekam, war heute wieder friedlich. Nach neun Uhr war Dr. Norden von seinem letzten Krankenbesuch zurückgekommen. Es war scheuĆliches, nasskaltes Wetter, und deshalb erwartete Fee ihren Mann mit einem heiĆen, duftenden Punsch. Doch kaum hatte er einen Schluck getrunken, als das Telefon lƤutete. Fee bekam gleich ganz traurige Augen, als sie Nora Wernfrieds erregte Stimme vernahm, die einen Hilfeschrei durch den Draht schickte. Sie kannte Nora Wernfried, die ehemalige groĆe Schauspielerin, die nach einem schweren Unfall der Bühne Adieu sagen musste und dann eine Schauspielschule gründete. Gewiss neigte die alte Dame zur Theatralik, und sie hatte auch tausend Wehwehchen, wenn sie sich einsam fühlte, aber irgendwie hatte Fee jetzt das Gefühl, dass sie sehr schnell Hilfe brauchte. Also war es nichts mit dem gemütlichen Abend. Das Gewissen trieb Dr. Daniel Norden schnell hinaus zu der alten Villa am Kanal. Er war den Weg oft gefahren, jede Woche mindestens einmal, wenn nicht ƶfter, denn Nora Wernfried beherbergte in ihrem Hause auch einige ihrer Schüler. Finanziell konnte sie es sich leisten, auch MƤzenin zu sein, wenn sie ein besonderes Talent zu entdecken geglaubt hatte. Ein junges MƤdchen erwartete ihn schon an der Tür, ein zierliches Ding mit blassem Gesicht, das allein durch übergroĆe, weit auseinanderstehende Augen lebte. Ā»Nora geht es sehr schlechtĀ«, sagte sie leise. Ā»Wir kennen uns schon, Dr. Norden.