Fremdsprachenunterricht hat die Aufgabe, heterogene Lernausgangslagen zu valorisieren, um Lernende auf vielfƤltige Kommunikationssituationen in einer mehrsprachigen Welt vorzubereiten. Mehrsprachigkeitsdidaktische Konzepte, denen aufgrund ihrer ressourcenorientierten, inferierenden AnsƤtze hohes lernfƶrderliches Potenzial zugeschrieben wird, konnten sich in der SchulrealitƤt bislang allerdings nicht durchsetzen. Wie diese Konzepte konsistent in den Unterricht implementiert werden kƶnnen und wie sich dies auf den zielsprachlichen Kompetenzerwerb auswirkt, ist empirisch daher kaum erforscht. Die vorliegende Unterrichtsstudie zum Erwerb von Italienisch und Spanisch als dritte Fremdsprachen an der ƶsterreichischen Sekundarstufe II hat umfassende evidenzbasierte Erkenntnisse zu diesen langjƤhrigen, für Wissenschaft und Praxis gleichermaĆen relevanten Forschungsdesiderata hervorgebracht. Sie wurde anhand eines mehrperspektivisch angelegten Faktorenmodells für Lehrwerkwirkung durchgeführt, in dem erwerbslinguistische und sprachendidaktische Aspekte integrativ aufeinander bezogen sind. Die Ergebnisse belegen, dass mehrsprachigkeitsdidaktische AnsƤtze lehrwerkbasiert in den Unterricht implementiert werden kƶnnen und insbesondere beim Erwerb sprachlicher Mittel effizienz- und leistungssteigernd wirken, wobei sich ein insgesamt hohes rezeptives und produktives Potenzial der Zielgruppe zeigt. Sie legen zudem Charakteristika der Unterrichtssprache und -gestaltung offen und geben Einblick in Ćberzeugungen von Lehrpersonen sowie in kognitive und emotive Aspekte der AufgabenbewƤltigung aus der Perspektive der Lernenden. Die kompetenzspezifisch aufbereiteten und disziplinübergreifend reflektierten Befunde erweitern den interdisziplinƤren Diskurs an der Schnittstelle von Mehrsprachigkeits- und Fremdsprachenforschung. Gleichzeitig werfen sie prospektive Fragen zur methodischen Herangehensweise an Unterrichtsforschung und zur evidenzbasierten Entwicklung von Konzepten für Lehrwerke, Unterricht und Lehrer/innenbildung auf. Insofern liefert der Band nicht nur neue evidenzbasierte Impulse für Forscher/innen, sondern auch für Lehrwerkteams, Sprachenlehrer/innen und LehrkrƤftebildner/innen.