In zahlreichen Glaubenskontexten gilt das individuelle oder kollektive Selbstopfer als unuberbietbarer Weg, Grunduberzeugungen durch das Blut als Opferleistung zu besiegeln. Im Christentum werden so die Martyrer zu wichtigen Zeugen vor Gott, stehen sie doch in der Schar der Heiligen an erster Stelle. Die Autorinnen und Autoren des Bandes widmen sich vor diesem Hintergrund dem Martyrium als historischem Phanomen. Die epochenubergreifende Perspektive richtet den Blick auf die Ursachen seiner langfristigen Wirkmachtigkeit als Denkfigur. Die spatantiken Grundlagen von Martyriumskonzeptionen und deren Tradition und Vermittlung in Mittelalter und Neuzeit werden ebenso untersucht wie Wandlungsprozesse in der Darstellung der Figur des Martyrers. Denn uber dessen Bedeutung als personifiziertes Glaubensideal bestand uber Jahrhunderte hinweg Konsens, auch wenn der Martyrer gerade in Konfliktsituationen von konkurrierenden Parteien als Leitfigur instrumentalisiert werden konnte. So eroffneten sich vielfaltige Perspektiven der Adaption und Rekontextualisierung des Martyriums, die in den einzelnen Beitragen ergrundet werden.